Die Wirkung von oralen Kontrazeptiva: Einfluss der Pille auf den weiblichen Zyklus und die Gesundheit
- Ricokernchen1
- 30. Okt. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Heute widme ich mich einem Thema, das für viele Frauen von zentraler Bedeutung ist: den Auswirkungen oraler Kontrazeptiva, auch als „die Pille“ bekannt, auf den weiblichen Zyklus und die langfristige Gesundheit.
Vorweg: Meine Hochachtung an alle Frauen!
Verhütung ist keine rein weibliche Verantwortung!
Als Mann ist es mir nicht möglich nachzuvollziehen, was Frauen mit und an ihrem Körper erleben, wenn der Zyklus, die Regelblutungen oder hormonelle Einflüsse den Alltag streitig machen. Dieser Beitrag beleuchtet insbesondere die Konsequenzen eines frühen Eingreifens in den weiblichen Zyklus und mögliche langfristige gesundheitliche Einflüsse.
Funktionsweise der Pille
Die Pille enthält meist eine Kombination synthetischer Östrogene und Gestagene (Östrogenderivate), die den natürlichen Zyklus beeinflussen. Sie unterdrückt den Eisprung, indem sie die Freisetzung von Gonadotropinen (LH - luteinisierendes Hormon/Gelbkörperhormon und FSH - folikelstimulierendes Hormon) aus der Hypophyse blockiert. Zusätzlich verändert sie den Zervixschleim und die Gebärmutterschleimhaut, um eine Befruchtung und Einnistung zu verhindern. Synthetische Hormone wirken oft länger und intensiver als natürliche Hormone, was eine effektive Verhütung ermöglicht, jedoch Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Damit kommen wir zur Problematik von immensen individuellen Begleiterscheinungen.
Auswirkungen auf den weiblichen Zyklus und die Gesundheit
Hormonelles Gleichgewicht
Die dauerhafte Hemmung der natürlichen Hormone kann zu einem Ungleichgewicht von Östrogen und Progesteron führen, das nach dem Absetzen der Pille Zeit braucht, um sich zu normalisieren. Bei vielen Frauen zeigen sich in dieser Phase hormonelle Dysbalancen, die die Gesundheit grundlegend beeinflussen können.
Knochenentwicklung
Langfristige Einnahme in jungen Jahren könnte die Knochendichte beeinflussen, da der Knochenaufbau in der Jugend entscheidend für die spätere Stabilität ist. Studien zeigen, dass bestimmte Pillenpräparate die Kalzium- und Vitamin-D-Stoffwechselwege beeinträchtigen könnten.
Stimmung und Psyche
Viele Frauen berichten von Stimmungsschwankungen, Depressionen und Reizbarkeit. Die synthetischen Hormone interagieren mit Neurotransmittern im Gehirn, wie Serotonin, was die Psyche beeinflusst.
Langfristige Gesundheitseinflüsse
Vorteile
Die Pille kann Menstruationsbeschwerden lindern, Akne verbessern und das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterkrebs senken.
Risiken
Ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und möglicherweise Brust- sowie Gebärmutterhalskrebs sind bekannte Nebenwirkungen. Diese Effekte variieren stark und sind abhängig von der Dauer der Einnahme und individuellen Risikofaktoren.
Abbruchblutung statt natürlicher Regelblutung
Ein oft missverstandener Aspekt bei der Einnahme der Pille ist die Blutung, die während der monatlichen Einnahmepause auftritt. Diese wird oft mit der natürlichen Menstruation verwechselt, ist jedoch eine sogenannte „Abbruch- oder Hormonentzugsblutung". Da die Pille den Eisprung verhindert und den hormonellen Zyklus künstlich steuert, findet keine echte Regelblutung statt. Die Abbruchblutung entsteht lediglich durch den Entzug der synthetischen Hormone während der Einnahmepause und ist somit kein Zeichen eines natürlichen Zyklusverlaufs. Dieses Detail ist wichtig, um die Funktionsweise der Pille und ihre Auswirkungen auf den Körper zu verstehen. Sollte die Pille "durchgenommen" werden, findet gar keine Blutung statt.
Blutwerte und Hormonmarker zur Kontrolle
Eine regelmäßige Überprüfung folgender Werte sollte 1x jährlich erfolgen, um die gesundheitlichen Auswirkungen der Pille besser einschätzen zu können:
SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin)
Ein hoher SHBG-Wert kann die Verfügbarkeit freier Sexualhormone senken, was das Wohlbefinden beeinflusst.
Vitamin D und Kalzium
Wichtig für die Knochendichte, da die Pille die Kalziumaufnahme und den Knochenstoffwechsel beeinflussen kann.
Progesteron, Testosteron und Östrogen im Speichel
Zur Beobachtung des hormonellen Gleichgewichts.
Homocystein und CRP (C-reaktives Protein)
Als Marker für Entzündungen und kardiovaskuläre Gesundheit, da die Pille das Risiko für Entzündungsprozesse erhöhen kann.
Vitamin B6 und Folsäure (B9)
Synthetische Hormone beeinflussen den Vitamin-B-Stoffwechsel, was insbesondere für die psychische Gesundheit wichtig ist.
Verbindungen zu Endometriose und Lipödem
Studien zeigen, dass hormonelle Einflüsse durch orale Kontrazeption eine Rolle bei der Entwicklung von Krankheiten wie Endometriose und Lipödem spielen können. Bei Endometriose beeinflusst die Pille die Schleimhaut des Uterus, was sowohl Vorteile als auch mögliche Risiken birgt. Bei Lipödem steht die Vermutung im Raum, dass hormonelle Dysbalancen durch langfristige Pilleneinnahme die Bildung dieses Krankheitsbildes fördern können. Weitere Informationen finden Sie in meinen Beiträgen zur Endometriose und zum Lipödem.
Wissenschaftliche Erklärungen
Die synthetischen Hormone in der Pille binden an dieselben Rezeptoren wie die körpereigenen Hormone, lösen jedoch oft stärkere und länger anhaltende Reaktionen aus. Die Erhöhung des SHBG beeinflusst die sexuelle Lust und das allgemeine Wohlbefinden. Nach dem Absetzen der Pille benötigen die Hormonspiegel einige Zeit zur Normalisierung. Hierbei ist ein individuell angepasster Plan zur Wiederherstellung des regulären weiblichen Zyklus sinnvoll.
Fazit
Die Pille ist eine bedeutende Errungenschaft, hat jedoch weitreichende Effekte auf den weiblichen Körper. Die Entscheidung für oder gegen die Pille sollte daher stets individuell und unter Berücksichtigung von Gesundheit und Lebenszielen getroffen werden.
Wie bereits zu Beginn geschrieben, Verhütung ist nicht nur Frauensache, aber die Frauen bekommen die Kinder. Ich wünschte eine adäquate Verhütungsalternative für Männer, um ein Gleichgewicht und eine Entlastung der Frauen zu schaffen.
Für eine fundierte Beratung zur hormonellen Balance stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.
Quellen
Schindler, A. E. et al. (2013). "The impact of hormonal contraceptives on bone density and breast cancer risk." Journal of Endocrinological Investigation.
Li, R., et al. (2017). "The effects of hormonal contraceptives on mood and mental health." Psychoneuroendocrinology.
Fuchs, F., et al. (2019). "Hormonal influence on lipid metabolism in contraceptive users." Hormone Molecular Biology and Clinical Investigation.
Kuhl, H. (2005). "Pharmacology of estrogens and progestogens: Influence of different routes of administration." Climacteric.
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