Blutmarker: Apo B & Lipoprotein (a) - Die unterschätzten Risikofaktoren für Herz und Gefäße
- Ricokernchen1
- 11. Dez. 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Mai
Warum Standard-Blutfettwerte oft nicht ausreichen
Wie Sie in meinen Beiträgen bisher gelesen und verfolgt haben, lege ich immensen Fokus auf die Individualität der Person und damit auch auf Blutwerte, denn: Ihr Blut lügt nicht!
Hier stelle ich Ihnen zwei sehr aussagekräftige Biomarker vor, bei denen das Augenmerk auf Herz und Gefäße liegt. Saugen Sie den Inhalt dieses Blogs auf und nehmen die wichtigsten Aspekte für sich mit. Viel Information zur Versorgung Ihres Organismus´ wird bereits durch eine mögliche Dosierung von Vitalstoffen gegeben, doch sollten Sie Unsicherheit verspüren, bin ich genau dafür da Sie in dieser Unsicherheit zu begleiten!
Wenn es um Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht, werden üblicherweise Werte wie Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin (LDL-C) und HDL-Cholesterin (HDL-C) gemessen. Doch diese Werte sagen nicht immer zuverlässig aus, wie hoch das tatsächliche Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall ist. Zwei oft übersehene Blutwerte bieten weitaus präzisere Informationen: Apolipoprotein B (Apo B) und Lipoprotein(a) (Lp(a)).
Diese Werte werden in der Routinediagnostik häufig vernachlässigt, obwohl sie in den neuesten wissenschaftlichen Leitlinien zunehmend an Bedeutung gewinnen. In diesem Blog erfahren Sie, warum eine Messung dieser Marker für Ihre Herzgesundheit entscheidend sein kann.
Was ist Apo B?
Definition
Apo B ist ein Strukturprotein, das in sämtlichen „schlechten“ Blutfetten (atherogenen Lipoproteinen) wie LDL, VLDL, IDL und Chylomikronenresten vorkommt. Jedes dieser Partikel enthält genau ein Apo B-Molekül.
Funktion
Apo B sorgt dafür, dass diese Lipoproteine im Blut transportiert werden und Cholesterin sowie Triglyceride zu Zellen und Geweben liefern. Das Problem: Wenn zu viele dieser Partikel im Blut sind, lagern sie sich an den Gefäßwänden ab und fördern die Atherosklerose – die Verengung und Verhärtung der Arterien.
Warum ist Apo B besser als LDL-Cholesterin?
Während der LDL-C-Wert lediglich die Cholesterinmenge im Blut misst, zeigt Apo B die Anzahl der Partikel, die tatsächlich gefäßschädigend sein können. Denn viele kleine LDL-Partikel sind gefährlicher als wenige große, selbst wenn der LDL-C-Wert „normal“ ist.
Normwerte:
< 60 mg/dL: Sehr niedriges Risiko
60 - 70 mg/dL: Mittleres Risiko
> 70 mg/dL: Erhöhtes Risiko – Kontrollbedarf und mögliche Therapie
Genetische Faktoren
Mutationen im APOB-Gen können dazu führen, dass Apo B nicht korrekt produziert wird, was das Risiko für familiäre Hypercholesterinämie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Was ist Lipoprotein(a) - Lp(a)?
Definition
Lipoprotein(a) ist ein LDL-ähnliches Partikel, das zusätzlich mit Apolipoprotein(a) ummantelt ist. Diese spezielle Struktur macht Lp(a) zu einem eigenständigen Risikomarker.
Funktion
Lp(a) transportiert ebenfalls Cholesterin, hat jedoch durch seine besondere Proteinstruktur eine pro-thrombotische Wirkung. Das bedeutet, dass es die Blutgerinnung fördern und so zur Entstehung von Blutgerinnseln beitragen kann.
Warum ist Lp(a) problematisch?
Lp(a) lagert sich nicht nur wie LDL an den Gefäßwänden ab, sondern fördert durch seine Ähnlichkeit mit Plasminogen (einem Gerinnungshemmer) zusätzlich die Bildung von Thrombosen und Entzündungen.
Normwerte
< 30 mg/dL: Normal
30 - 50 mg/dL: Moderat erhöht – Kontrolle sinnvoll
> 50 mg/dL: Hohes Risiko – Überwachung und ggf. Therapie
Genetische Faktoren
Lp(a) wird fast ausschließlich durch die Gene bestimmt.
Eine erhöhte Lp(a)-Konzentration ist vererbbar und durch Lebensstiländerungen kaum beeinflussbar.
Wie werden diese Werte gemessen?
Apo B-Messung
Bluttest durch spezielle Labore
Wird von einigen Kardiologen und Lipidologen empfohlen
Lp(a)-Messung
Ebenfalls durch Bluttests bestimmbar
Sollte bei familiärer Vorbelastung oder unerklärlich hohen Cholesterinwerten in Betracht gezogen werden
Therapeutische Ansätze
Apo B senken
Lebensstil: Ernährung (weniger gesättigte Fette und Zucker), mehr Bewegung
Medikamente: Statine, Ezetimib, PCSK9-Inhibitoren
Lp(a) senken
Derzeit kaum medikamentöse Optionen verfügbar
Lipoprotein-Apherese in schweren Fällen
Neue Therapien wie siRNA-Therapien befinden sich in der klinischen Erprobung
Fettlösliche Vitamine und ihre Rolle (der Relevanz nach) für Apo B und Lp(a)
Vitamin D
Beziehung:
Vitamin D spielt eine zentrale Rolle im Lipidstoffwechsel, da es Entzündungen reduziert und die Insulinempfindlichkeit verbessert.
Niedrige Vitamin-D-Spiegel werden mit erhöhten Apo B-Werten und LDL-C-Spiegeln in Verbindung gebracht.
Studien: Niedrige Vitamin-D-Spiegel korrelieren oft mit einem höheren kardiovaskulären Risiko. Eine ausreichende Versorgung kann das Risiko für Atherosklerose senken.
Mechanismus: Vitamin D wirkt anti-inflammatorisch, was die Entzündungsreaktion auf gefäßschädigende LDL-Partikel reduziert.
Vitamin K2 (Menachinon)
Beziehung:
Vitamin K2 aktiviert das Matrix-Gla-Protein (MGP), das Kalziumablagerungen in den Gefäßen verhindert und damit das Risiko von Atherosklerose verringert.
Relevanz: Bei erhöhten Lp(a)-Werten, die mit einer erhöhten Gefäßverkalkung verbunden sind, könnte Vitamin K2 schützende Effekte haben.
Studien: Höhere Vitamin-K2-Spiegel könnten mit geringerer Arterienverkalkung und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sein.
Vitamin E (Tocopherole)
Beziehung:
Vitamin E wirkt als starkes Antioxidans und schützt LDL-Partikel, einschließlich der Apo-B-haltigen Lipoproteine, vor oxidativer Schädigung.
Relevanz: Eine oxidative Schädigung macht LDL-Partikel besonders gefährlich, da oxidiertes LDL leichter in die Gefäßwand eindringen und Entzündungsreaktionen auslösen kann.
Studien: Menschen mit niedrigen Vitamin-E-Spiegeln zeigen häufiger erhöhte Apo B- und LDL-Werte.
Vitamin A (Retinol)
Beziehung:
Vitamin A spielt eine Rolle bei der Zellregeneration und Immunmodulation.
Relevanz: In Tiermodellen wurde gezeigt, dass Retinoide (Vitamin-A-Derivate) möglicherweise einen Einfluss auf den Cholesterinstoffwechsel haben könnten, aber die Datenlage ist noch begrenzt.
Mineralien und Spurenelemente im Zusammenhang mit Apo B und Lp(a)
Magnesium (Mg)
Beziehung:
Magnesium reguliert den Glukose- und Fettstoffwechsel und wirkt entzündungshemmend.
Relevanz: Ein Magnesiummangel wird mit höheren LDL-C-, Apo B- und Triglyceridwerten in Verbindung gebracht.
Mechanismus: Magnesium reduziert oxidativen Stress, was Gefäßentzündungen und die Entstehung von Atherosklerose hemmt.
Kalzium (Ca):
Beziehung:
Kalzium ist für die Blutgerinnung und den Knochenstoffwechsel wichtig.
Risiko: Eine übermäßige Kalziumaufnahme ohne ausreichendes Vitamin K2 kann die Gefäßverkalkung fördern, insbesondere bei Personen mit erhöhten Lp(a)-Werten.
Zink (Zn):
Beziehung:
Zink ist ein starkes Antioxidans, das Enzyme aktiviert, die oxidativen Stress reduzieren.
Relevanz: Niedrige Zinkspiegel korrelieren mit erhöhten LDL-C- und Apo B-Werten sowie chronischen Entzündungen.
Mechanismus: Zink unterstützt das Immunsystem und reduziert Gefäßentzündungen.
Kupfer (Cu):
Beziehung:
Kupfer ist an der Bildung von Antioxidantien wie Superoxiddismutase beteiligt und verhindert oxidativen Stress.
Relevanz: Kupfermangel wird mit erhöhtem Cholesterin, Apo B und Gefäßverhärtung assoziiert.
Selen (Se):
Beziehung:
Selen unterstützt antioxidative Enzyme wie Glutathionperoxidase, die LDL-Partikel vor Oxidation schützen.
Relevanz: Niedrige Selenwerte korrelieren mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungenund oxidativen Stress, was Apo B und Lp(a) beeinflussen kann.
Warum werden diese Marker nicht routinemäßig gemessen?
Fehlende Standardisierung: Apo B und Lp(a) sind nicht Teil der routinemäßigen Lipidprofile.
Kosten: Nicht immer von Krankenkassen abgedeckt.
Aufklärung: Vielen Ärzten und Patienten sind die Tests und ihre Bedeutung nicht ausreichend bekannt.
Medikamentöse Zusammenhänge im Kontext von Apo B und Lp(a)
Statine (HMG-CoA-Reduktase-Hemmer)
Wirkung:
Statine senken den LDL-C- und Apo-B-Spiegel, indem sie die Cholesterinsynthese in der Leber hemmen und so die Aufnahme von LDL-Cholesterin in die Zellen erhöhen.
Studien zeigen eine moderate Wirkung auf Apo B, jedoch keine direkte Senkung von Lp(a).
Wichtige Nährstoff-Wechselwirkungen:
Coenzym Q10 (Ubichinon):
Statine blockieren die Synthese von Coenzym Q10, was zu Muskelschmerzen (Myopathie), Erschöpfung und einer reduzierten Herzleistung führen kann.
Empfehlung: 100–200 mg Coenzym Q10 täglich als Ergänzung.
Vitamin D:
Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel kann die Statinverträglichkeit beeinträchtigen, da Vitamin D entzündungshemmend wirkt und Muskelschmerzen mindern kann.
Empfehlung: Regelmäßige Kontrolle und ggf. Ergänzung auf 60–80 ng/ml.
Vitamin K2 (Menachinon):
Statine senken Vitamin-K2-Spiegel, was das Risiko für Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) erhöhen kann.
Empfehlung: 200 mcg Vitamin K2 MK-7 täglich zur Unterstützung der Gefäßgesundheit.
Selen & Magnesium:
Statine erhöhen oxidativen Stress und reduzieren die Bioverfügbarkeit dieser Mineralien, was sich negativ auf Gefäßschutz und Muskelfunktion auswirken kann.
Empfehlung: Magnesium: 300–400 mg, Selen: 100–200 mcg täglich.
PCSK9-Inhibitoren (z. B. Evolocumab, Alirocumab)
Wirkung:
Diese Medikamente blockieren das PCSK9-Protein, wodurch die Anzahl der LDL-Rezeptoren auf den Leberzellen erhöht wird. Dies führt zu einer deutlichen Senkung von LDL-C und Apo B, hat jedoch keinen Einfluss auf Lp(a).
Wichtige Nährstoff-Wechselwirkungen
Vitamin D & Omega-3-Fettsäuren:
Beide wirken entzündungshemmend und verbessern die Lipidprofile, was die Wirksamkeit von PCSK9-Inhibitoren unterstützen kann.
Empfehlung: Vitamin D (5000–10.000 IE/Tag) + Omega-3 (EPA/DHA: mind. 2 g/Tag).
Q10 und Selen:
Da PCSK9-Inhibitoren auf zellulärer Ebene wirken, ist zellulärer Schutz durch Antioxidantien wie Coenzym Q10 und Selen sinnvoll.
Ezetimib (Cholesterin-Resorptionshemmer)
Wirkung:
Hemmt die Aufnahme von Cholesterin im Darm, senkt LDL-C und Apo B, aber nicht Lp(a).
Wird häufig in Kombination mit Statinen verschrieben.
Wichtige Nährstoff-Wechselwirkungen:
Fettlösliche Vitamine (A, D, E, K):
Ezetimib kann die Aufnahme fettlöslicher Vitamine beeinträchtigen. Langfristige Einnahme kann zu Mikronährstoffmängeln führen.
Empfehlung: Supplementierung nach Rücksprache mit einem Arzt oder Nährstoffberater, insbesondere bei langfristiger Anwendung.
Lipoprotein-Apherese (bei hohem Lp(a))
Wirkung:
Entfernt LDL-C, Apo B und Lp(a) direkt aus dem Blut. Wird bei familiärer Hypercholesterinämie oder extrem hohem Lp(a) eingesetzt.
Ergänzende Nährstoffe:
Omega-3-Fettsäuren:
Unterstützen die Entzündungshemmung und verbessern das Blutbild.
Vitamin C & Zink:
Unterstützen die Immunabwehr, die durch die regelmäßigen Behandlungen geschwächt werden kann.
Neue medikamentöse Ansätze:
SiRNA-Therapien (z. B. Inclisiran): Senkt Apo B und LDL-C durch Genregulation.
Antisense-Oligonukleotide (Pelacarsen): Blockieren die Produktion von Lp(a) und könnten in Zukunft eine gezielte Lp(a)-Senkung ermöglichen.
Fazit
Wissen schützt Ihre Herzgesundheit!
Die Messung von Apo B und Lp(a) bietet eine präzisere Einschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos als herkömmliche Cholesterinwerte wie LDL und HDL. Besonders bei familiärer Vorbelastung oder unerklärlich hohen Cholesterinwerten sollten diese Marker regelmäßig überprüft werden. Eine frühzeitige Diagnose kann lebensrettend sein.
Für eine umfassende Prävention ist es entscheidend, nicht nur Apo B- und Lp(a)-Werte zu kontrollieren, sondern auch den Versorgungsstatus an fettlöslichen Vitaminen (D, K, E, A) sowie Mineralien wie Magnesium, Kalzium, Zink, Kupfer und Selen im Blick zu behalten. Eine gezielte Supplementierung kann entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen entfalten, Blutfettwerte stabilisieren und Gefäßschäden vorbeugen.
Medikamente wie Statine, PCSK9-Inhibitoren und Ezetimib beeinflussen nicht nur die Blutfettwerte, sondern auch den Nährstoffhaushalt des Körpers. Eine ergänzende Supplementierung kann Nebenwirkungen mindern, Mangelzuständen vorbeugen und die Gefäßgesundheit langfristig schützen. Eine individuelle Beratung durch Fachkräfte bleibt unerlässlich, um Medikamente und Nährstoffe sinnvoll zu kombinieren und so ganzheitlich für die Herzgesundheit vorzusorgen.
Quellenangaben:
European Society of Cardiology (ESC) Guidelines 2023 – Aktuelle wissenschaftliche Leitlinien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lipidmanagement und Prävention.
American Heart Association (AHA) Recommendations – Offizielle Empfehlungen der American Heart Association zur Beurteilung von Blutfettwerten, Apo B, Lp(a) und kardiovaskulären Risikofaktoren.
National Lipid Association (NLA) Guidelines – Standards zur Behandlung von Dyslipidämien und Fettstoffwechselstörungen.
PubMed Studien & Meta-Analysen – Studien zu Apo B, Lipoprotein(a), Statinen, PCSK9-Inhibitoren und Ezetimib (verschiedene Fachartikel und Reviews).
Lipid Research Clinics Program – Forschungsdaten zu den genetischen Determinanten und Behandlungsmöglichkeiten für Lipoprotein(a).
Journal of Clinical Lipidology – Fachartikel über Blutfettmessungen und die klinische Relevanz von Apo B und Lp(a).
Nutritional Reviews (Oxford Academic) – Wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Rolle von fettlöslichen Vitaminen und Spurenelementen im Cholesterinstoffwechsel.
Journal of the American College of Cardiology (JACC) – Aktuelle Forschungsergebnisse zu kardiovaskulären Risikofaktoren und therapeutischen Ansätzen.
Clinical Trials Register (clinicaltrials.gov) – Studien zu neuen Behandlungsmöglichkeiten wie PCSK9-Inhibitoren, Ezetimib und siRNA-Therapien.
Deutsches Ärzteblatt – Artikel und Übersichtsarbeiten zur Anwendung und Bewertung von Blutfettwerten in der klinischen Praxis.
Cochrane Reviews – Systematische Reviews zur Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln wie Coenzym Q10, Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen im Zusammenhang mit kardiovaskulärer Prävention.
European Atherosclerosis Society (EAS) Consensus Panel Reports – Expertenempfehlungen zur Beurteilung und Behandlung von Lipoprotein(a) und anderen Blutfettwerten.

Comments