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Entkräftung des Mythos – Vitamin D-Einnahme und die Notwendigkeit von Vitamin K und Magnesium

Aktualisiert: 19. Sept. 2024

Ist bei einer Vitamin D - Supplementation die zwingende Einnahme von Vitamin K und Magnesium notwendig?


Es ist derzeit in aller Munde, im wahrsten Sinne. Die Annahme, dass bei der Einnahme von Vitamin D unbedingt auch Vitamin K und Magnesium supplementiert werden müssen. In diesem Blog-Beitrag werde ich die wissenschaftlichen Grundlagen beleuchten und aufzeigen, warum diese gemeinsame Supplementierung nicht immer erforderlich ist.

Die einzelnen wichtigen Funktionen dieser Vitalstoffe ist unumstritten, gerade von Magnesium, ich möchte hier auch etwas entwarnen und hinterleuchten. Eines vorweg, eine grundsätzlich gute Versorgung mit Nährstoffen ist die Voraussetzung für einen funktionierenden Metabolismus.



Vitamin D und seine Funktionen:

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin und in seiner bioaktiven Form ein (Steroid)Hormon, das für die Regulation des Kalzium- und Phosphatstoffwechsels im Körper entscheidend ist. Es spielt eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung gesunder Knochen und Zähne, unterstützt das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend. In meinen Augen ein stark unterschätzter Wirkstoff im menschlichen Organismus.


Notwendigkeit von Vitamin K bei der Einnahme von Vitamin D:

Ein weitverbreiteter Mythos besagt, dass bei der Einnahme von Vitamin D auch Vitamin K supplementiert werden muss, um Kalziumablagerungen in den Gefäßen zu verhindern. Diese Annahme beruht auf der Theorie, dass Vitamin K eine Rolle bei der Aktivierung von Proteinen spielt, die Kalzium in die Knochen transportieren und von den Gefäßen fernhalten.


Faktencheck:

  1. Unterschiedliche wissenschaftliche Belege: Es gibt Hinweise darauf, dass Vitamin K2 (eine Form von Vitamin K) eine Rolle bei der Aktivierung des Matrix-GLA-Proteins spielt, welches Kalzium in die Knochen leitet und Ablagerungen in den Gefäßen verhindert. Einige Studien unterstützen diese Theorie und zeigen positive Effekte von Vitamin K2 auf die kardiovaskuläre Gesundheit und die Knochenstärke.


  2. Die Rotterdam-Studie: Die Rotterdam-Studie (2004) deutet darauf hin, dass eine höhere Zufuhr von Vitamin K2 mit einem geringeren Risiko für koronare Herzerkrankungen und einer höheren Knochendichte verbunden ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Studie auf Ernährungsfragebögen basierte. Die Teilnehmer gaben ihre Nahrungsaufnahme an, und auf dieser Grundlage wurde vermutet, dass diejenigen, die mehr Vitamin K-haltige Nahrungsmittel konsumierten, weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Kalziumablagerungen in den Gefäßen hatten. Diese Art der Datenerhebung kann zu Ungenauigkeiten führen und zeigt lediglich eine Assoziation, keine Kausalität.


  3. Mangel an umfassenden Studien: Während die bisherigen Ergebnisse vielversprechend sind, fehlen noch umfassende, groß angelegte, randomisierte kontrollierte Studien, die eindeutig belegen, dass die gleichzeitige Einnahme von Vitamin K und Vitamin D zur Vermeidung von Kalziumablagerungen in den Gefäßen notwendig ist.


  4. Individuelle Bedarfsanalyse: Ob eine Supplementierung mit Vitamin K notwendig ist, hängt von der individuellen Ernährung und dem Vitamin-K-Spiegel im Körper ab. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an grünem Blattgemüse und fermentierten Lebensmitteln ist, kann den Bedarf an Vitamin K in den meisten Fällen decken.



Vitamin K1, K2 und K3: Unterschiede und Funktionen

Vitamin K ist eine Gruppe von Verbindungen, die in drei Hauptformen vorkommen:

Vitamin K1 (Phyllochinon), Vitamin K2 (Menachinon) und Vitamin K3 (Menadion).


  1. Vitamin K1 (Phyllochinon):

    • Quelle: Hauptsächlich in grünem Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl und Brokkoli vorhanden.

    • Funktion: Spielt eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung, indem es als Cofaktor für die Synthese von Gerinnungsfaktoren in der Leber dient.


  2. Vitamin K2 (Menachinon):

    • Quelle: Kommt hauptsächlich in fermentierten Lebensmitteln (z.B. Natto) und tierischen Produkten (z.B. Fleisch, Eier, Käse) vor.

    • Funktion: Hat mehrere Untertypen, die von MK-4 bis MK-13 reichen. Vitamin K2 ist insbesondere wichtig für die Knochengesundheit und die Vermeidung von Kalziumablagerungen in den Gefäßen. Die Rotterdam-Studie (2004) zeigt, dass eine höhere Zufuhr von Vitamin K2 mit einem geringeren Risiko für koronare Herzerkrankungen und einer höheren Knochendichte verbunden ist. Allerdings basieren diese Erkenntnisse auf Ernährungsfragebögen, was die Ergebnisse anfällig für Ungenauigkeiten macht und nur Assoziationen, keine Kausalitäten, aufzeigt.


  3. Vitamin K3 (Menadion):

    • Quelle: Eine synthetische Form von Vitamin K, die in Nahrungsergänzungsmitteln und Tierfutter verwendet wird.

    • Funktion: K3 ist in der Humanernährung weniger gebräuchlich, da es potenziell toxische Wirkungen haben kann und weniger effektiv ist als die natürlichen Formen K1 und K2.



Vitamin D und Magnesium:

Ein weiterer Mythos besagt, dass bei der Einnahme von Vitamin D immer auch Magnesium supplementiert werden muss. Magnesium spielt eine Rolle im Vitamin-D-Stoffwechsel, das ist unstrittig, aber die Notwendigkeit einer gleichzeitigen Supplementierung ist oft übertrieben.


Faktencheck:

  1. Rolle von Magnesium im Vitamin-D-Stoffwechsel: Magnesium ist tatsächlich notwendig für die Aktivierung von Vitamin D im Körper. Nachdem die Leber Cholecalciferol (Vitamin D3) in Calcidiol (25-Hydroxyvitamin D) umgewandelt hat, wird Magnesium für die weitere Umwandlung von Calcidiol in die aktive Hormonform Calcitriol (1,25-Dihydroxyvitamin D) in den Nieren benötigt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass fast jede Zelle des Körpers Vitamin D-Rezeptoren besitzt und in der Lage ist, Calcidiol intrazellulär in Calcitriol umzuwandeln. Dieser Prozess erfordert einen ausreichenden Magnesiumhaushalt, um effektiv zu funktionieren. Soweit so gut, aber bei gleichzeitiger optimaler Einnahme ist das Vitamin D deutlich schneller verstoffwechselt als jede Magnesiumform (organisch oder anorganisch) die mit eingenommen wurde. Bevor sich jedoch ein Mangel ersichtlich zeigt, dass Vitamin D unzureichend synthetisiert wird, liegen bei weitem andere Symptome vorher zugrunde.


  2. Individueller Magnesiumstatus: Ob eine zusätzliche Supplementierung mit Magnesium erforderlich ist, hängt vom individuellen Magnesiumstatus ab. Ein ausgewogener Magnesiumspiegel im Körper kann in den meisten Fällen durch eine magnesiumreiche Ernährung (z.B. Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, grünes Blattgemüse) erreicht werden. Ein Mangel an Magnesium sollte individuell diagnostiziert und behandelt werden. Zu den Formen des Minerals sei noch folgendes erwähnt, nach der Absorption im Dünndarm wird das Magnesium hauptsächlich als Mg²⁺ im Blut transportiert, unabhängig von der ursprünglichen chemischen Form. Die Wahl der Magnesiumverbindung kann daher Einfluss auf die Effizienz der Absorption haben, aber nicht auf die Form des Magnesiums, das im Blut und in den Zellen des Körpers aktiv ist.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die gleichzeitige Einnahme von Vitamin K und Magnesium bei der Supplementierung von Vitamin D nicht grundsätzlich erforderlich ist. Es gibt vielversprechende Hinweise darauf, dass Vitamin K2 zur Vermeidung von Kalziumablagerungen in den Gefäßen beitragen kann, wie die Ergebnisse der Rotterdam-Studie (2004) zeigen. Dennoch basieren diese Ergebnisse auf Ernährungsfragebögen und zeigen nur Assoziationen, keine Kausalitäten. Umfassende, groß angelegte Studien fehlen noch. Die Rolle von Magnesium im Vitamin-D-Stoffwechsel ist anerkannt, aber eine zusätzliche Supplementierung ist nur bei einem diagnostizierten Mangel notwendig. Eine ausgewogene Ernährung, die reich an diesen Nährstoffen ist, kann den Bedarf in den meisten Fällen decken. Sondergruppierungen sind natürlich auch individuell zu betrachten, zum Beispiel Sportler, Stillende, Schwangere, Senioren, eingeschränkte, übergewichtige Personen.

Wenn Sie unsicher sind, ob Sie zusätzliches Vitamin K oder Magnesium einnehmen sollten, empfehle ich eine individuelle Beratung und gegebenenfalls eine Blutuntersuchung, um Ihren spezifischen Nährstoffbedarf zu bestimmen. Ein viel größerer und oft unterschätzter Mitspieler im Vitamin-D-Stoffwechsel ist Vitamin A! Dazu wird es bald einen weiteren Blog geben. Bei Interesse folgen Sie mir gern. Besuchen Sie meine Website für weitere Informationen und vereinbaren Sie einen Termin für eine persönliche Beratung. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass Sie die bestmögliche Gesundheitsversorgung erhalten.

Dieser Blog-Beitrag entkräftet den Mythos, dass bei der Einnahme von Vitamin D zwangsläufig auch Vitamin K und Magnesium supplementiert werden müssen, und erklärt die wissenschaftlichen Hintergründe und individuellen Bedürfnisse.


Quellen:

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